Scheunenviertel in Deutschland
In allen deutschen Regionen tritt das Phänomen der Scheunenviertel zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert auf. Sie entstehen vor den Stadtmauern oder abseits der Ortslagen als vorstadtartige Viertel. Ziel der Forschungsarbeit ist es, eine regionsübergreifende und vergleichende Betrachtung des Themenkomplexes "Scheunenviertel" aufzuarbeiten. Im Mittelpunkt der Arbeit sollen dabei die historische Entwicklung sowie die städtebaulichen Eigenheiten stehen. Die Untersuchung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen soll zur Klärung der Frage, warum und unter welchen Voraussetzungen Scheunenviertel entstanden sind, beitragen. Neben Brandschutzgründen, der dominierenden Rolle der Landwirtschaft, der Verdichtung der Städte innerhalb der Stadtmauern haben auch die Nähe zu den bewirtschafteten Feldfluren und zu Löschwasser sowie die Sicherung der Ernte im Falle eines Hochwassers oder Brandes eine Rolle bei der Verlegung gespielt. Darüber hinaus sind Scheunenviertel oftmals auf Allmendezonen errichtet worden.
Zeilenartige Scheunenreihen sowie haufenförmige Anordnung der Scheunen innerhalb von Scheunenviertel lassen sich im gesamten Bundesgebiet wiederfinden. Scheuenenkränze treten nach bisherigen Erkenntnissen hingegen nur in Mitteldeutschland auf. Ungeklärt bisher sind die ausschlaggebenden Faktoren für die Anordnung.
Bedingt durch die geringe Anzahl an bisherigen Forschungen zum Thema Scheunenviertel, bildet eine ausführliche archivarische und bauforscherische Untersuchung zehn exemplarischer Fallstudien die Grundlage der Forschungsarbeit. Anhand dieser soll auch eine architektonische und konstruktive Typologie erarbeitet werden. Heute sind durch den Bedeutungsverlust der Landwirtschaft und die fortschreitende Urbanisierung nur noch wenige dieser ortsbildprägenden Ensembles erhalten. Deshalb sollen auch realisierte Umnutzungskonzepte und deren Beitrag zur Erhaltung von Scheunenensembles betrachtet werden.